Gratis-Foto-Workshop - Teil 3

„Fotografieren lernen – Wie funktioniert eine Kamera“


Teil 3 - ISO & die Programm-Automatiken


ISO - Der „Sehnerv der Kamera“

Der ISO ist vergleichbar mit unserem menschlichen Sehnerv. Jeder kennt das: wenn Du abends das Licht ausschaltest dauert es eine Weile, bis sich Deine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Schaltest du das Licht dann wieder an, erscheint eine harmlose Tischlampe für kurze Zeit extrem hell und man muss die Augen zusammenkneifen, bis sich unser Sehnerv wieder daran gewöhnt hat. Unsere Sehnerven steuern die Lichtempfindlichkeit im Auge je nach Umgebungshelligkeit.

Und genau so verhält es sich mit dem Sensor der Kamera, nur dass wir dort dessen Empfindlichkeit via ISO-Einstellung nach Belieben regeln können.

In den ersten beiden Teilen ging es um “Blende” und “Belichtungszeit”. Mit dem dritten wichtigen Faktor für eine korrekte Belichtung, dem ISO-Wert, können wir also die Lichtempfindlichkeit des Sensors erhöhen.




Die Programm-Automatiken

Außerdem wird es in diesem Teil der Workshop-Reihe um die Programmautomatiken gehen. Was bedeuten “AV / TV / P / M” usw usw. Die Abkürzungen unterscheiden sich bei manchen Kamera-Herstellern, die Funktion dahinter ist aber immer die selbe. Wir überlassen der Kamera im P-Modus die komplette vollautomatische Arbeit… wir müssen nur noch den Auslöser drücken. Oder wir wählen einen halb-automatischen Modus(AV / TV bei Canon bzw. A / S bei Nikon und Sony) und bestimmen manche Werte selbst.

Oder wir nehmen den “M”-Modus… den Meister-Modus …auch “Manueller Modus” genannt ;) Dort müssen wir die 3 Parameter Blende / Belichtungszeit / ISO selbst einstellen um unser Bild zu belichten.

Wenn man alle Teile dieser Workshop-Reihe ein wenig verinnerlicht hat, sollte der M-Modus kein Problem mehr darstellen.

Aber starten wir erstmal mit dem ISO…




Was bedeutet der ISO-Wert?

Der ISO ist also der Wert in unserer Kamera, der die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors steuert. Die Werte reichen meist von ISO 100 bis ISO 12800(und deutlich höher in modernen Kameras). Je höher der Wert eingestellt wird, umso Empfindlicher reagiert der Sensor auf Licht. Es bedeutet allerdings nicht, dass wir mit einem höheren ISO-Wert wirklich für mehr Licht sorgen. Es geht rein technisch um eine Signalverstärkung auf dem Bildsensor. Je höher der ISO Wert, desto größer die Signalverstärkung und damit die Empfindlichkeit. Wenn ich den ISO von 100 auf 200 erhöhe, ist der Sensor also doppelt so lichtempfindlich.

Früher musste man sich beim Kauf eines Filmes für einen bestimmten ISO-Wert(früher oft auch ASA-Wert) entscheiden. Der Analog-Film mit seinen 36 Bildern auf der Rolle war in vorgegebener Weise lichtempfindlich. Wir mussten also den kompletten Film mit diesem Wert fotografieren und Blende und Belichtungszeit dementsprechend anpassen.

Heute ist das mit Digitalkameras deutlich komfortabler, da wir den ISO-Wert bei jedem einzelnen Bild verändern und an die Lichtverhältnisse anpassen können.



Wie wird der ISO eingestellt?

Ähnlich wie die Blende und Belichtungszeit wird der ISO-Wert im Display(oder Wahlrad) der Kamera angezeigt und eingestellt. Die Standardwerte liegen meist zwischen 100 bis 800. Dies reicht in der Regel auch für normale Lichtverhältnisse aus. Im Automatik-Modus erhöht die Kamera den ISO nach eigenem Ermessen bis zu einer bestimmten Grenze.

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Wann sollte man den ISO-Wert ändern?

Auf jeden Fall erst, wenn Blende und Belichtungszeit nicht ausreichen um mein Bild gut zu belichten. Erst dann empfiehlt es sich den ISO-Wert Schritt für Schritt zu erhöhen.

Warum? Abhängig vom jeweiligen Kamera-Modell verschlechtert sich mit steigendem ISO-Wert die Bildqualität teilweise erheblich. Es kommt zum sogenannten Bildrauschen und dem Verlust von Details in der Aufnahme. Umgangssprachlich gesagt wird das Bild sehr “krisselig / grobkörnig”


Die meisten Kameras können bis ISO 800 sehr gute Aufnahmen machen. Bei ISO 1600 kann man dann oft schon die ersten Qualitätsverluste erkennen. Moderne Spiegelreflex-/Systemkameras können aber auch schon bis ISO 6400 noch eine gute Bildqualität abliefern. Mit einem Bildbearbeitungsprogramm kann man das entstandene Rauschen dann nachträglich am PC noch etwas mildern, also sollte man nicht vor einem hohen ISO-Wert zurückschrecken. Lieber ein Bild mit hohem ISO machen… anstatt gar kein Bild.

Je größer der Bildsensor einer Kamera, umso besser ist das “Rauschverhalten” bei hohen ISO-Werten. Dafür kosten Kameras mit großen Sensoren aber auch deutlich mehr Geld.


Wann nutzt man hohe ISO-Werte?

Hohe ISO-Werte nutzt man natürlich meist bei schlechten Lichtverhältnissen. Wenn es zu dunkel ist und die Blende nicht weiter geöffnet werden kann oder die Belichtungszeit nicht zu lang sein soll um das Bild nicht zu verwackeln… dann sollte der ISO auf jeden Fall erhöht werden.

Man kann einen hohen ISO-Wert aber auch ganz gezielt dafür nutzen um mit einer sehr kurzen Belichtungszeit zu fotografieren. Wenn man schnell bewegende Motive(Hund, Auto, Wasserspritzer, etc.) gestochen scharf einfangen will, kann man die Lichtempfindlichkeit des Sensors(ISO) künstlich erhöhen. Da das Bild dann eigentlich zu hell/überbelichtet wäre, muss man mit einer sehr kurzen Belichtungszeit(1/400, 1/800, 1/1000…) entgegensteuern. So erhält man verwacklungsfreie Aufnahmen und kann den rennenden Hund ganz locker aus der Hand fotografieren.



…weiter geht’s mit den…


Programm-Automatiken

Die erste Frage die man sich meist stellt wenn man seine neue Kamera in der Hand hat:

“Was bedeuten eigentlich die Symbole auf dem Drehrad?”

Hier haben die Kamerahersteller verschiedene Automatiken verbaut, die dem Fotografen mehr oder weniger Einstellarbeit abnehmen. Wichtig sind dabei eigentlich nur 4 Modi zwischen denen man sich entscheiden sollte. Die ganzen anderen Modi “Portrait-Modus” / “Landschaftsmodus” etc etc. werde ich hier nicht ansprechen… und wir vergessen die auch ganz schnell wieder ;)

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Beispiel “Canon”

M = manueller Modus

Av = Zeit-Automatik

Tv = Blenden-Automatik

P = Programm-Automatik

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Beispiel Nikon/Sony

M = manueller Modus

A = Zeit-Automatik

S = Blenden-Automatik

P = Programm-Automatik


P = Programmautomatik - Vollautomatisch

Es gibt den vollautomatischen Modus “Programm-Automatik”(P) bei der die Kamera die komplette Arbeit macht und Blende/Verschlusszeit/ISO so einstellt, dass ein korrekt belichtetes Bild herauskommt. Das ist natürlich einerseits sehr bequem… man hat aber auch keinen wirklichen Einfluss auf das Bild außer den Auslöser zu drücken #laaaangweilig


A / AV = Zeit-Automatik-Modus

In diesem Modus kann vom Fotografen nur die Blende selbst eingestellt werden. Die Kamera wählt dann die Belichtungszeit & ISO automatisch um ein korrekt belichtetes Foto zu bekommen. Dieser Modus empfiehlt sich, wenn man auf jeden Fall den Bild-Look über die Blende bestimmen will (viel Unschärfe / wenig Unschärfe).


Tv / S = Blenden-Automatik-ModuS

Im Blenden-Automatik-Modus kann vom Fotografen die Belichtungszeit bzw. Verschlusszeit eingestellt werden Die Kamera wählt dann die Blende & ISO selbst um eine ausreichende Belichtung zu bekommen. Wenn man in Situationen auf jeden Fall kurze oder lange Belichtungszeiten benötigt, aber die Öffnung der Blende egal ist, wäre der Tv-Modus der Richtige.


M = Manueller-Modus

Der “M”eister-Modus ;) Hier haben wir Kontrolle über alle wichtigen Parameter wie Blende, Belichtungszeit und ISO. Wir müssen uns bei der Belichtung nun selbst an der Belichtungsanzeige orientieren.

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Belichtungsanzeige

Die Belichtungsanzeige ist im Display oder Sucher der Kameras meist am unteren Rand zu sehen.

Der kleine Pfeil sollte möglichst in der Mitte bei “0” stehen um ein gut belichtetes Bild zu bekommen.

Die Werte reichen von

linke Seite “-3” = zu dunkles Bild

rechte Seite “+3” = zu helles Bild

Hier benötigt man natürlich etwas mehr Zeit um die Kamera so einzustellen, dass ein gut belichtetes Bild herauskommt. Allerdings können wir hier im manuellen Modus auch die vielen kreativen Möglichkeiten nutzen und ein Bild nach eigenen Vorstellungen gestalten.


Zusammenfassung

Der ISO-Wert ist der Sehnerv der Kamera. Man kann die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors erhöhen, in dem man einen höheren ISO-Wert einstellt. Dies nutzt man meist bei zu dunklen Lichtverhältnissen, aber auch ganz gezielt wenn man z.B. mit einer kürzeren Belichtungszeit fotografieren will.

Der Nachteil eines hohen ISO-Wertes ist jedoch, dass die Bildqualität schlechter wird und das sogenannte “Bildrauschen” auftritt. Bei ISO-Werten über 1600 kann man in den gängigsten Kameras bereits die ersten Qualitätsverluste sehen. Allerdings ist dieses Bildrauschen oft gar nicht so gravierend und es kann mit einem Bildbearbeitungsprogramm im Nachhinein größtenteils korrigiert werden. Man sollte vor einem hohen ISO-Wert daher nicht zurück schrecken.

Die Programm-Automatiken sind kleine “Hilfs-Modi” in den Kameras, die einem mehr oder weniger Einstellarbeit abnehmen. Je nach Situation kann man zwischen der Vollautomatik(nur noch auf den Auslöser drücken) und dem manuellen Modus wählen… oder einen der beiden Zwischen-Modi nutzen eine Teil-Kontrolle der Einstellungen zulassen.

Im manuellen Modus ist der Blick auf die Belichtungsanzeige wichtig. Die Skala reicht von -3 bis +3 und zeigt an, ob das Bild zu dunkel oder zu hell wird. Im Idealfall liegt der kleine Pfeil im Bereich der Mitte bei “0”.


Tipps und Hinweise

In den ersten 3 Teilen dieser Workshop-Reihe ging es um die wichtigsten Parameter die man an der Kamera einstellen kann - Blende - Belichtungszeit - ISO.

Mit diesen Einstellungen bestimmen wir, wie viel Licht auf den Bildsensor fällt und ob das Bild damit zu hell, zu dunkel oder richtig belichtet ist. Mit dem manuellen Modus(“M”) können wir dann die kreativen Möglichkeiten der Kameras ausschöpfen und das Bild nach eigenen Wünschen gestalten. Wichtig ist dabei immer auch der Blick auf die Belichtungsanzeige.

In Teil 4 werde ich mich mit dem(meiner Meinung nach) wichtigsten Aspekt der Fotografie beschäftigen… dem Licht bzw. der Lichtsetzung. Die tollste Kamera und das schönste Motiv bringen nichts, wenn das Licht nicht stimmt. Und damit meine ich nicht hell/dunkel, sondern die Richtung aus der Licht auf das Motiv fällt. Mehr dazu dann im 4. Teil :)

Bei Fragen könnt ihr mir gerne eine Email schreiben.

Liebe Grüße und viel Spaß beim ausprobieren.

Andi Wustl :)

Teil 4 der Workshop-Reihe mit dem Thema “Lichtsetzung“kommt in den nächsten Tagen. Seid gespannt…