Gratis-Foto-Workshop - Teil 1

„Fotografieren lernen – Wie funktioniert eine Kamera“

Teil 1 - Die Blende

Die Kamera in die Hand und los geht’s!

Naja, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Die heutige Kamerageneration macht es zwar aus technischer Sicht einfach gute Fotos zu erstellen, gerade für Anfänger wirft das Fotografieren bzw. die neue Kamera aber noch einige Fragen auf. Mit dieser Gratis-Workshop-Reihe „Fotografieren lernen – Wie funktioniert eine Kamera“ will ich die Grundfunktionen der Kameras erklären.

Ich werde diese Workshop-Reihe in 4 Blogbeiträge aufteilen und hier auf meiner Homepage Gratis zur Verfügung stellen. Wir beginnen mit den 3 wichtigsten Faktoren

  • Blendenöffnung - kurz oft nur “Blende” genannt

  • Belichtungszeit(oder Verschlusszeit)

  • ISO-Wert

Es wird dann später noch um Lichtsetzung gehen sowie um Bildaufbau und Bildgestaltung.

Wenn man die Grundfunktionen einer Kamera versteht, wird man mit ein bisschen Übung auch endlich zu den Bildern kommen die man haben möchte. So wird man Blende und Belichtungszeit auch mal ganz kreativ einsetzen und seinen ganz eigenen fotografischen Stil finden können. Wichtig ist immer wie viel Licht auf dem Bildsensor ankommt... egal ob beim Sensor einer Profikamera oder einem Handysensor.

Mit den 3 Grundparametern Blendenöffnung, Belichtungszeit und ISO-Wert hat man alles im Griff und kann selbst bestimmen wie das Bild aussehen soll.

Wobei ich auch der Meinung bin, dass man sich nicht zu sehr von der Kameratechnik ablenken lassen sollte. Fotografie passiert im Auge und im Kopf des Fotografen und man sollte die Kameratechnik nur dazu nutzen, die Bild-Idee die man im Kopf hat auch technisch umsetzen zu können. Ein Bild muss je nach Situation z.B. nicht immer perfekt belichtet sein, ebenso wie Bewegungsunschärfe einem Bild die gewisse Dynamik geben kann.

Ich werde diese Workshop-Reihe auf Fotografie-Einsteiger ausrichten und mich auf die Erklärung der Grundfunktionen beschränken ohne allzu technisch zu werden.

Legen wir aber nun endlich mal los... :)

Teil 1 - Die Blende

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Was ist die Blende überhaupt?

Die Blende besteht aus mehreren beweglichen Lamellen, sitzt in der Regel vorne im Objektiv und lässt sich sehr gut mit dem menschlichen Auge bzw. der Pupille vergleichen. Mit der Blende kann man bestimmen wieviel Licht auf den Bildsensor kommt und wie groß der Schärfebereich im Bild sein soll. Die Blendenlamellen im Objektiv können geöffnet oder geschlossen werden um die einfallende Lichtmenge zu regeln. Ähnlich unserer Pupille, die sich in starkem Sonnenlicht sehr eng schließt bzw. sich bei dunklen Lichtverhältnissen weiter öffnet, um mehr Licht einzufangen.

Zusätzlich zur Lichtmenge kann man mit der Blende auch die Schärfe im Bild regeln. Eine weit geöffnete Blende bedeutet viel Unschärfe im Bild bzw. außerhalb des gewählten Motivs, wobei eine stark geschlossene Blende für mehr Schärfe im gesamten Bild sorgt. Hier ist auch wieder eine Ähnlichkeit zu unserer Pupille erkennbar. Die Größe der Pupillenöffnung lässt uns Dinge schärfer oder unschärfer erkennen.

In der Portraitfotografie nimmt man gerne weit geöffnete Blenden um den Bildhintergrund rund um die fotografierte Person unscharf bzw. verschwommen darzustellen. So setzt man die Person besser in den Blickpunkt und blendet unwichtige Hintergrundbereiche durch Unschärfe einfach aus. In der Landschaftsfotografie hingegen wird oft mit geschlossenen Blenden gearbeitet um möglichst viel der fotografierten Landschaft auch scharf auf dem Bild zu haben.

Blende f/2.8 um seine Brüder im Hintergrund unscharf(aber noch erkennbar) zu zeigen

Blende f/2.8 um den Blick in die Mitte zu lenken und seine Brüder im Hintergrund unscharf(aber noch erkennbar) zu zeigen

Wie öffnet bzw. schließt man die Blende?

Je nach Kameramodell lässt sich die Blendenöffnung direkt am Objektiv einstellen, oder durch Blick auf ein Display und benutzen eines Drehrads. Der Blendenwert wird im Display mit einem „f“-Wert angegeben und ist die Abkürzung „Focal Length“. Am Blendenring des Objektivs hingegen stehen nur die Zahlen(z.B. 5.6)


Was bedeuten die „f“-Zahlen am Objektiv?

Die f-Zahlen geben an wie weit die Blende geöffnet bzw. geschlossen ist. Die Werte reichen, je nach Objektiv, von 1.8 bis 22. Auch hier gibt es hochwertigere Objektive mit anderen Blendenöffnungen und Möglichkeiten. Ein Wert von z.B. f/2,8 bedeutet dass die Blende weit geöffnet ist. Bei einem Wert von f/16 hingegen ist die Blende weit geschlossen.

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Je nachdem wie man sein Bild gestalten möchte entscheidet man über die Öffnung der Blende. Möchte ich eine Person mit viel Unschärfe im Hintergrund fotografieren, würde ich eine Blende von f/2.8 einstellen. Durch die sehr große Öffnung der Blende ist nur die Person im Fokus scharf abgelichtet und der Hintergrund wird unscharf.

Die Unschärfe bei dem mit offener Blende (f/2.8) gemachten Bild ist deutlich größer gegenüber dem Bild mit Blende f/8.0.


Hier gelangt jedoch zugleich sehr viel Licht auf den Bildsensor, was schnell zu einem überbelichtet Bild führen kann. Hier muss man mit der „Belichtungszeit“(wird in Teil 2 besprochen) entgegenwirken um ein korrekt belichtetes Bild zu bekommen.

Bei Landschaften würde ich hingegen mit einer weit geschlossenen Blende von z.B. f/11 fotografieren um möglichst viele Bereiche der Landschaft scharf abzulichten. Hier gibt es relativ wenig Unschärfe im Bild, allerdings kommt durch die kleine Blendenöffnung auch sehr wenig Licht auf den Bildsensor. Auch hier kann man wieder mit der „Belichtungszeit“(Teil 2 im Blog) oder dem erhöhen des ISO-Wertes(Teil 3) entgegensteuern.

Zusammenfassung

Die Blende besteht aus mehreren kleinen Lamellen die sich direkt am Blendenring des Objektivs oder über das Kameradisplay öffnen bzw. schließen lassen. Die Blendenöffnung bestimmt wie viel Licht auf den Sensor fällt und wie groß der Schärfebereich im Bild ist. Der f-Wert zeigt an wie weit die Blende geöffnet ist. Eine niedrige f-Zahl(z.B. 2.8) bedeutet dass die Blende weit geöffnet ist. Eine hohe f-Zahl(z.B. 16) steht für eine stark geschlossene Blendenöffnung. Je nachdem wie man sein Bild gestalten möchte stellt man die Blendenöffnung ein. Für viel Unschärfe rund um das Motiv sollte man Blendenwerte niedriger als f/4.0 nehmen. Irgendwas zwischen f/1.8 und f/4.0 klappt da immer sehr gut. Bei Landschaften oder Motiven bei dem sehr viel scharf abgelichtet werden soll empfiehlt sich eine Blende von f/8.0 oder höher. Da man mit der Größe der Blendenöffnung maßgeblich bestimmt wie viel Licht auf den Bildsensor trifft, muss man evtl. mit den Parametern „Belichtungszeit“ oder „ISO“ entgegensteuern um ein korrekt belichtetes Bild zu bekommen.

Tipps und Hinweise

Die oben genannten Punkte sind immer vom Objektiv bzw. der gewählten Brennweite abhängig. Eine Blende 2.8 liefert bei 18mm Brennweite andere Ergebnisse als bei 50mm Brennweite. Hier kommt es auch wieder darauf an WAS man fotografieren möchte und welche Brennweite man dafür nutzt. In der Landschaftsfotografie nutzt man eher Brennweiten im Bereich 18mm wobei klassische Portraitobjektive meist bei 50mm bis 85mm liegen.

Ein gutes Objektiv ist meiner Meinung nach viel wichtiger als eine moderne Kamera. Die modernste Kameratechnik bringt nicht viel, wenn das Objektiv vorne dran schlecht ist.

Je größer die angegebene Blendenöffnung(„Lichtstarke Objektive“), umso teurer wird das Objektiv. Die Bildqualität ist bei guten Objektiven aber meist auch deutlich besser und den Aufpreis wert.

Jedes Objektiv hat eine bestimmte Brennweite die in Millimetern angegeben ist(z.B. 18mm,50mm oder 200mm) sowie einen Bereich bis zu dem sich die Blendenlamellen bei der gewählten Brennweite öffnen lassen. Diese Angaben findet man vorne in der Objektivöffnung (z.B. 18-55mm / f 3.5-5.6). In diesem Beispiel könnte ich bei 18mm Brennweite den kleinsten f-Wert auf 3.5 stellen. Bei 55mm müsste ich mit einer Blendenöffnung von 5.6 beginnen… weiter ließen sich die Blendenlamellen in diesem Fall nicht öffnen. Gute Portraitobjektive sollten einen f-Wert von 2.8 oder niedriger haben um eine möglichst gute “Freistellung”(Person = scharf / Hintergrund = unscharf) der Person vom Hintergrund zu schaffen.

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Ich hoffe ich konnte die Wirkung von offener bzw. geschlossener Blende etwas verdeutlichen. Natürlich kratze ich mit diesen Infos zur Blende nur an der Oberfläche, aber es soll in erster Linie um ein Grundverständnis im Zusammenspiel von Blende / Belichtungszeit / ISO gehen, um die eigene Kamera besser zu beherrschen und mehr Zeit für kreative Foto-Ideen zu haben.

Bei Fragen könnt ihr mir gerne eine Email schreiben.

Liebe Grüße und viel Spaß beim ausprobieren.

Andi Wustl :)

Teil 2 der Workshop-Reihe mit dem Thema “Belichtungszeit” kommt in den nächsten Tagen. Seid gespannt…